30.10.2010 Iuju bei der CACIB Hannover

Da wir ja im Sommer auf der CACIB "vor der Haustür" nur ein "G" erreicht hatten, aber für die Anwartschaft auf den Titel "Internationaler Rennchampion" mindestens ein "SG" auf einer CACIB benötigen, haben wir uns zum Jahresende noch einmal aufgemacht und sind die 450 Kilometer nach Hannover gedüst, um die für einen Rennhund eigentlich absolut unnötige Bewertung zu holen.

Wir sind bereits am Vortag angereist, mehr als 5 Stunden dauerte die Fahrt, da wir jeden Stau erwischten, den die Autobahn Freitag nachmittags so zu bieten hatte. Abgestiegen sind wir im Hotel "Marten" in Hannover, recht hundefreundliche Leute, ich erhielt sogar zum Frühstück einen extra eingedeckten Raum, damit Iuju bei mir bleiben konnte.

Nach dem Frühstück sind wir also losgedüst zur Messe, hab ich mich gefreut, ein Auto mit Hundebox vor mir zu sehen, denn die Ausschilderung war nicht ganz so prall wie versprochen.

Wir wurden in ein Parkhaus gelotst, vor der Einfahrt wurde uns noch mitgeteilt, das wir vor Ausfahrt ein Parkticket ziehen müssten, allerdings hat man uns wohlweislich den Preis (5 Euro) verschwiegen. Das grenzt an moderne Wegelagerei, die vorgeschriebene Auspreisung, die dem Kunde vor Eingehen des Vertrages ersichtlich sein muss, hat gefehlt, und es wäre doch nicht zuviel verlangt gewesen, das auf den Handzettel zu drucken, den man da zugeteilt bekam.

Nagut, also rein ins Getümmel. Stuhl und Korb und Hund, den Rest hab ich im Auto gelassen, kann man ja später nachholen.... Pustekuchen, bist Du erst mal drin, kannst Du maximal 1 Stunde lang gegen 10 Euro Kaution wieder raus. Klingt ein wenig wie Knast, oder? Kommt aber noch besser. Nach Anmeldung kam der nächste Zettel:

Man möge mir nachsehen, das ich sowas einfach nur noch als Nötigung empfinde. Abgesehen davon, dass der Veranstalter nicht einmal in der Lage gewesen wäre, die Einhaltung dieser absurden Erpressung zu kontrollieren (man hätte ja zur Anmeldung wie zum Abholen der Bewertungen irgend ein Personaldokument abgleichen müssen, um auszuschliessen, dass jemand anders meinen Hund für mich anmeldet, bzw. für mich die Bewertung abholt), hätte es sich zumindest gehört, dass der Ausrichter solche "Wünsche" bereits bei Ausschreibung mitteilt. Meine Meinung: völlig daneben!

Der Sinn der Aktion erschliesst sich mir auch nicht ganz, war es Vormittags noch halbwegs möglich, mit seinem Hund durch die Gänge zu gehen, so herrschte nachmittags ausreichend Gedränge, um mich dazu zu bringen, Iuju ab und an auf den Arm zu nehmen, um sie nicht den Füssen unvorsichtiger Besucher bzw. den Zähnen unerzogener Besucherhunde auszusetzen. Also voll genug war die Messehalle, gestunken hat es nachmittags wie Iltis (was für ein Glück, dass man sich so nach und nach an den Geruch gewöhnt), und bezahlt worden sind wir auch nicht, um als Anschauungsobjekte für Messebesucher herzuhalten, also gab es von dieser Seite her auch keine Anwesenheitspflicht.

Ok, ich war diesmal nicht betroffen von dieser Zumutung, ich musste eh warten, bis meine Klasse abends durch war und die Papiere ausgabefertig sortiert waren. Hätte ich eine andere Möglichkeit gehabt (zum Bespiel wie die Aussteller der Rüden) und jemanden gefunden, der mir die Papiere mitbringt, ich hätte schon aus Prinzip diesen lauschigen Ort eher verlassen.

Iuju fand die Halle oberätzend. Die meiste Zeit verbrachte sie schlafend, wenn sie nicht gerade Midis Brüder Ceddi und Jo beobachtete. Das grösste Problem für sie war wohl das Pipi-machen, den Löseplatz mit seinem Odem aus Exkrementen hunderter Hunde lehnte sie komplett ab, raus auf Gras durften wir nicht, irgendwann entschloss sie sich mit gequältem Gesichtsausdruck, sich schnell in einer Ecke zu lösen. Als ich ein paar Sägespäne darüber streuen wollte, lag in dem Sägespäneeimer eine Kippe. Sorry, ich bin ja Ex-Raucher, aber bei allem Verständniss für meine ehemaligen Leidenskollegen, dass muss ja nun echt nicht sein, oder? Wenn da was Feuer gefangen hätte, hätten wir womöglich Love-Parade 2010 nachgestellt.

Mit dem Teppichboden hatte Iuju auch so ihre Schwierigkeiten, sie hat sich beim Richten zwar sehr schön gestellt, aber das Laufen war unter aller Kanone, so dass ich mit dem "SG", was wir erhielten, völlig einverstanden bin. Wie auch immer - Tagesziel erreicht! Ein tolles Bild muss es übrigens gewesen sein, die 23 Hündinnen der Offenen Klasse. Nun, wenn alles glatt geht, ist Iuju bei der nächsten Ausstellung schon in der Gebrauchshundeklasse, dann ist ein bissl mehr Platz ;-)

Noch ein offenes Wort an den Veranstalter: ich habe mir Teile der Agility-Vorführung angesehen und verstehe nun immer mehr die Windhundeleute, die Agility gegenüber sehr ablehnend sind. Kann man für eine internationale Rassehundeausstellung nicht ein paar Hundesportler auftreiben, die wissen, was sie da tun? Kann doch nicht sein, dass da Anfängerhunde (sorry an meine Anfänger, Ihr macht den Slalom bereits deutlich besser als die Hunde, die dort gezeigt wurden) über einen hakeligen Parcours (man kann auch auf kleinem Raum runde Parcoure mit anständigen Abständen stellen) gejagt werden und dieses dem Publikum als "Agility" verkauft wird.

Und noch das Allerletzte im wahrsten Sinne des Wortes: in der Ausstellungsmappe fand ich ein Prospekt über ein neues "Erziehungshalsband". Ich hab die Bezeichnung absichtlich geschwärzt, damit nicht noch Werbung für solche Tierquälereien gemacht wird:

Lieber Veranstalter, möge Euch die kynologische Erleuchtung eines Tages auch noch erwischen, Nackenbisse sind KEIN Erziehungshilfsmittel, Nackenbisse sind NICHT behutsam oder angenehm, Nackenbisse fördern NICHT das Vertrauen! Wirkungsvolle Erziehungshilfsmittel hingegen sind die 3 "R", die jeder Mensch kostenlos zur Verfügung hat, wenn er denn will: RUHE-RESPEKT-ROUTINE

Hier die Bewertung von Herrn Henne:

vollzahniges Scherengebiß, freundliches Wesen, sehr guter Typ, sehr gute Winkelung, sehr gutes Gangwerk, extrem Bodeneng